Advent „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Lk 21,28

Advent "Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht." Lk 21,28

 

Ich wünsche dir in den sorgenvollen und bangen Stunden deines Lebens einen Engel, der die Mitte deines Wesens berührt, der die Fesseln deiner Enge und Ängste sprengt und dir in aller Stille Lieder von Liebe und Frieden ins Herz singt.
Christa Spilling-Nöker

40 Jahre Frauenordination in der Evangelischen Kirche in Österreich

Frauen auf der Kanzel? Was heute selbstverständlich ist, ist das Ergebnis eines langen Weges, den auch Theologinnen in unserer Kirche gegangen sind. Die wenigen Frauen, die in den 50er Jahren Theologie studierten und mit der Pfarramtsprüfung abschlossen, hatten keine Aussicht je als Pfarrerin angestellt zu werden. 1965 wurde die Frauenordination mit folgenden Einschränkungen beschlossen: die Frauen hießen trotz Ordination zum geistlichen Amt nicht „Pfarrerinnen“, sondern „Pfarrvikarinnen“, durften keine Sakramente verwalten und schieden bei Heirat aus dem Dienst aus. So erging es z.B. Stefanie Prohaska-Tschechenherz, die dann als Theologin im Pressedienst tätig war. Als Sprecherin in TV-Sendungen wie „Das Wort zum Sonntag“ repräsentierte sie – schon damals als Frau! – die Evangelische Kirche in Österreich, was ihr den Spitznamen „Flimmersteffi“ eintrug. Sie hat es mit Fassung getragen, denn als Weinkundin meines Vaters habe ich sie kennenlernen dürfen. „Ich war so frech und habe nicht geheiratet!“ sagt Ilse Bayer, so konnte sie 1974 eine Pfarrstelle in Liesing antreten. Sie war die erste Frau in der Synode und engagierte sich in einer Arbeitsgemeinschaft der Theologinnen, die unermüdlich für die Gleichberechtigung kämpften. Diese ARGE stellte Anträge an die Synode und leistete Aufklärungsarbeit, kirchenrechtlich wie theologisch. Gegenargumente entkräftete sie. Bis die Synode 1980 kam, der Antrag auf Gleichstellung angenommen wurde. Obwohl Bischof Sakrausky dagegen war, wurde er damals überstimmt, dank der großen Unterstützung der reformierten Kirche.

Das war ein Beispiel gelebter Demokratie in der Kirche! Die Einschränkungen für Frauen fielen und der Jubel, besonders auf der Besuchergalerie war groß. Die Synode fand im Albert-Schweitzer-Haus statt, und auch ich stand damals auf der Galerie und konnte es kaum fassen.

Die Pionierin Ilse Bayer, seit 1999 im Ruhestand, freut sich im Rückblick darüber, in einer „lernfähigen“ Kirche zu sein, in der aufgrund ihrer rechtlichen Strukturen Veränderungen möglich sind. Sie sagt: „Es geht nicht immer von heut auf morgen, man muss sich einsetzen, man muss g’scheite Argumente haben, aber dann kann man was ändern.“

Inzwischen gibt es viele Pfarrerinnen in unserer Kirche und die kollegiale Zusammenarbeit mit den männlichen Amtsträgern funktioniert. Momentan bemüht sich die „ARGE Theologinnen“, Frauen auch zu Leitungsämtern zu ermutigen und zu befähigen. Es sollte in keinem Beruf eine Rolle spielen, ob ein Mann oder eine Frau diesen Beruf ausfüllt, solange diese mit Herz und Verstand bei der Sache sind, erfüllt von der Liebe zu Gott und den Menschen. Das ist allemal des Dankes wert:

Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen,
der große Dinge tut an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

Sei du selbst die Veränderung,
die du dir wünschst für diese Welt.
Mahatma Ghandi, 1869-1948

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